Familie Markus

Zigarren- und Tabakgeschäft von Berthold Markus / Lange Straße 80 von 1912 ©E. Max

 

Berthold und Rosa Markus 

Berthold Markus war Tabak- und Zigarrenfabrikant und besaß eine Zigarren-Fabrik und ein Geschäft in der Langen Straße 80. Er war ein angesehener Bürger unserer Stadt und Mitglied des Stadtrates. Berthold glaubte, dass die Nazis ihm und seiner Familie nichts antun würden, da er in der deutschen Armee gekämpft hatte und sie keine praktizierenden Juden mehr waren. Doch er hatte sich geirrt. Im Jahre 1934 wurde sein zehnjähriger Sohn Max von seinen Mitschülern an einem Strick nach Hause gezerrt. Dabei grölten sie Nazi-Lieder. Sie beschmierten das Geschäft und schlugen die Scheiben ein. Daraufhin verließ Berthold mit seiner Frau und den drei Söhnen Tangermünde. In Berlin erlebten sie die Reichspogromnacht und wollten rasch Deutschland verlassen. Bertholds Sohn Helmut lebte damals bereits im Exil in Argentinien. Er konnte für ihn und seinen älteren Bruder Julius Ausreisevisa nach Argentinien besorgen, jedoch nicht für seine Stiefmutter Rosa. Berthold wollte seine Frau nicht in Deutschland zurücklassen und blieb mit Julius in Berlin. Von dort wurden Berthold und Rosa Markus am 1. April 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert. Wenig später waren sie tot.

 

Julius Markus

Julius Markus war der älteste Sohn von Berthold Markus. Wegen seiner geistigen Behinderung wurde er am 16. Juli 1940 in der Tötungsanstalt in Brandenburg ermordet. Er war ein zweifaches Nazi-Opfer: als Jude und als Euthanasie-Opfer.

 

Helmut Markus

Helmut Markus und seine Frau Dorothea konnten 1936 nach Argentinien flüchten. Helmuts Verwandte hofften, von ihm ins Exil nachgeholt zu werden. Die Mutter und zwei Schwestern seiner Frau konnten so gerettet werden, jedoch nicht sein Vater, seine Stiefmutter und sein Bruder Julius. Zeitlebens plagten ihn deshalb Schuldgefühle.

 

Max Markus

Max Markus war der jüngste Sohn von Berthold und Rosa Markus. Als die Gefahr für Juden in Deutschland immer größer wurde, gelang es seine Eltern, den 15-Jährigen mit einer Gruppe Jugendlicher nach Palästina ins Exil zu schicken. Max Markus konnte zeitlebens den Verlust seiner Angehörigen nicht verkraften. Er war zutiefst traumatisiert. Es quälte ihn, nicht genau zu wissen, wo seine Verwandten umkamen und was aus ihren sterblichen Überresten wurde.

 

 

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